Digitalisierung in der Straßenmeisterei
Wer glaubt, Digitalisierung in einer Straßenmeisterei bestehe aus „E-Mail statt Fax“, der soll bitte einmal versuchen, einen Winterdienstplan mit 30 Mitarbeitern, die Einteilung von 20 Fahrzeugen, Streckenabschnitten und -ausstattungen in Excel zu bändigen – während draußen Schneesturm, Anrufe und Funkgeräte gleichzeitig auf einen einprasseln.
Willkommen im echten Maschinenraum der Meisterei.
Zwischen Räumschild und Datenblatt
Die Straßenmeisterei ist kein klassisches Büro. Hier trifft Papier auf Asphalt, Verwaltung auf Betrieb – und meistens landet alles irgendwann in einem Ordner mit der Aufschrift „bitte digitalisieren“.
Die Realität: Noch immer laufen viele Prozesse doppelt – erst handschriftlich auf dem Tagesbericht, dann digital in irgendeinem Programm. Und natürlich hat jedes System seine eigene Logik, sein eigenen Zugang und seinen eigenen Absturzzeitpunkt.
Aber genau da liegt der Reiz: Wenn man die Technik versteht, kann man sie auch für sich arbeiten lassen.
Ich habe mir angewöhnt, jeden analogen Ablauf zu hinterfragen. Warum trägt ein Straßenwärter seine Arbeitszeit per Hand ein, wenn er sowieso ein Smartphone in der Tasche hat? Warum erfasst die Verwaltung dieselben Daten nochmal – und wundert sich dann über Tippfehler?
Von Excel zu Eigenlösungen – kleine Werkzeuge, große Wirkung
Weil unsere IT externe Cloudlösungen wie AppSheet oder PowerAutomate nicht zulässt, bleibt uns oft nur eins: selbst kreativ werden.
Und ehrlich gesagt – das ist manchmal sogar besser so.
Eine gut gebaute Excel-Tabelle mit klarer Logik, ein paar Formeln und einer sauberen Struktur kann erstaunlich viel leisten.
Ich habe mit solchen Eigenlösungen schon halbe Abläufe ersetzt – von der Geräteverwaltung bis zur Unfallbearbeitung.
Wenn man weiß, was man tut, kann man auch ohne Hightech-Systeme viel erreichen. Der Trick liegt nicht in der Software, sondern im Denken dahinter. Digitalisierung heißt nicht, dass alles online läuft – sondern dass man Prozesse so gestaltet, dass sie funktionieren. Auch ohne fünf Durchschläge und drei Unterschriften.

Die Schattenseite: Transparenz frisst Vertrauen
Natürlich bringt jede digitale Lösung auch mehr Kontrolle mit sich.
Plötzlich sieht jeder, wer wann was gemacht hat – und wer nicht. Das ist Fluch und Segen zugleich.
Ich bin kein Freund davon, Menschen über Tabellen zu bewerten.
Technik darf unterstützen, aber sie darf niemanden ersetzen.
Darum gilt bei uns: Daten erfassen – ja. Misstrauen säen – nein.
Die Verwaltung als Testlabor
Viele halten eine Straßenmeisterei für ein Relikt aus der analogen Zeit.
Ich sehe sie als Experimentierfeld. Wir haben Personal, das praktisch denkt, Wege, die man selbst befahren kann, und Strukturen, die sich mit etwas Mut verändern lassen.
Wenn Digitalisierung irgendwo auf dem Boden der Tatsachen landen kann, dann hier – zwischen Salzsilo, Werkstatt und Straße.
Ich habe keine Lust, bis zur Rente Akten abzuheften, die es gar nicht mehr geben müsste.
Lieber baue ich Systeme, die mitdenken. Und wenn das bedeutet, dass ich mal wieder eine Nacht mit Excel-Formeln verbringe – dann ist das eben mein Beitrag zur Verwaltungsrevolution.
Fazit
Digitalisierung ist kein Projekt.
Sie ist eine Haltung.
Und wer sie in der Straßenmeisterei umsetzen will, braucht keine PowerPoint-Präsentation – sondern einen klaren Blick, etwas technische Neugier und den Mut, Dinge einfach mal besser zu machen.
